Artikel in der IKZ vom 06. April 2023

Artikel in der IKZ vom 06. April 2023

KUNST

Was diesen Schmied von Afrika nach Iserlohn verschlägt

von Vanessa Wittenburg 06. April 2023

Manfred Zbrzezny hat die Schmiede von Ede Balbach im Grüner Tal wieder in Betrieb genommen.

Foto: Dennis Echtermann / IKZ

Iserlohn.  Manfred Zbrzezny hat die Schmiede von Ede Balbach bezogen. Wieso er aus Liberia nach Iserlohn gekommen ist – und was seine Kunst ausmacht.

Das Feuer lodert wieder im Grüner Tal in Iserlohn: In der Schmiede Balbach wird wieder gearbeitet. Der Metallkünstler Manfred Zbrzezny hat dort die Werkstatt bezogen und schmiedet mit Hammer, Amboss und der Kraft des Feuers – seiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Nach vielen Jahren wird so der Schmiede von Eduard „Ede“ Balbach, der 2017 starb, wieder Leben eingehaucht. Und die Träume von Manfred Zbrzezny sind groß.

Manfred Zbrzezny vor der Schmiede im Grüner Tal. Hier entsteht seine Kunst – aber auch Workshops bietet der Kunstschmied an. 

Foto: Dennis Echtermann / IKZ

Der 62-Jährige ist gelernter Kupferschmied, später folgte eine Ausbildung zum Kunstschmied in Italien. Dort blieb Zbrzezny auch einige Jahre, bis 1999 hat er dort eine Schmiede. Dann kehrt er nach Deutschland zurück, sammelt Erfahrungen und verfeinert seine Fähigkeiten in verschiedenen Werkstätten. „Damals habe ich das Handwerk richtig gelernt“, erinnert er sich. Danach folgt die Auswanderung nach Liberia, „der Liebe wegen“, erklärt Zbrzezny. Die Liebe geht – doch er bleibt, am Ende sollen es 16 Jahre in dem westafrikanischen Staat an der Atlantikküste werden.

Manfred Zbrzezny macht sich mit „fyrkuna metalworks“ einen Namen

Dort macht sich Manfred Zbrzezny mit „fyrkuna metalworks“ und seiner Kunst einen Namen. Neben Metall-Konstruktion und Design-Arbeiten aus Stahl sorgt vor allem das Projekt „Arms into Art“ für Aufmerksamkeit – der Schmied verwandelt Waffen in Kunst. Zunächst entstehen aus Waffenschrott, Holz und anderen Elementen Möbel und Dekorationselemente als Auftragsarbeit für ein Restaurant. Auch Kerzenhalter, Buchstützen und Schulglocken entstehen aus Waffen. 2008 fertigt Manfred Zbrzezny einen „Friedensbaum“ für die britische Organisation „Save the Children“, die für den guten Zweck versteigert wird.

Über diese Kunst schreibt Manfred Zbrzezny auf seiner Webseite: „Ich versuche durch Formen der Natur und Gelassenheit einen Kontrastpunkt zu den abscheulichen Folgen von Waffen zu schaffen.“ Die Message sei klar: Die Hoffnung auf ein friedliches Leben in Liberia. Der Friedensbaum etwa solle die Menschen daran erinnern, dass sie „ihr vergangenes Leid in etwas Positives verwandeln können“. Die Kunst sei somit Teil eines Heilungsprozesses.

Wieso nach 16 Jahren die Rückkehr nach Deutschland?

Wieso aber kehrt Manfred Zbrzezny nach 16 Jahren zurück nach Deutschland? „Die Wirtschaft dort ist nicht gut, es gab immer weniger zu tun“, berichtet er. Erst wollte er seine Zelte nicht abbrechen, doch in Gesprächen mit seiner Frau wurde ihm deutlich, dass das für seine Familie die beste Entscheidung sei. Sieben oder acht Schmieden in ganz Deutschland habe er sich angeschaut. Die erste aber war in Iserlohn.

Das kam nicht von ungefähr: Zbrzezny kannte „Ede“ Balbach noch aus seiner Zeit in der hessischen Fachgruppe Metallgestaltung und erkannte so auch die Schmiede. Mit der Bahn reiste er durch ganz Deutschland, entdeckte Land und Leute. Am Ende fiel die Wahl auf die Werkstatt im Grüner Tal: „Das ist eine gute Umgebung, hier tut sich was.“

Tägliche Arbeit: Zbrzezny versucht, seine Mischung zu finden

Und auch in der Schmiede bewegt sich täglich etwas: Der Kunstschmied gestaltet Wanddekorationen, Lampen, aber auch Pflanzenstangen und Möbel. „Ich versuche, meine Mischung zu finden“, sagt er. Auch mit Blick darauf, was bei Kundinnen und Kunden gut ankommt.

Das Kunsthandwerk habe sich in den vergangen Jahren professionalisiert, aber auch das Interesse sei gestiegen. „Die Menschen wollen nichts von der Stange“, weiß der 62-Jährige. Bald will er auch Kunsthandwerkmärkte aufsuchen, vor allem auch um Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen, denn gerade das laufe aktuell langsamer, als er gedacht habe.

Ideen und Fantasie ohne Ende: Besondere Kunstwerke für Liebhaber

Denn an Ideen und Fantasie mangelt es dem Metallkünstler nicht: Beim Gespräch mit der Heimatzeitung zeigt er etwa eine geschmiedete Fledermaus, aus der eine Lampe werden soll. Zwei Tage habe die Herstellung gedauert. „Das ist natürlich was für Liebhaber“, sagt Manfred Zbrzezny. Und genau die sucht er jetzt. Seine Arbeit aber ist abwechslungsreich: So habe er auch bereits Werkzeuge für ein Museum hergestellt, aber auch Workshops – nicht nur in Iserlohn – gehören zu seinem Repertoire.

Bald soll auch schon im Rahmen einer Projektwoche eine Gruppe der Saatschule, die seine Tochter besucht, in die Schmiede kommen. Da gehe es dann vor allem darum, Schmuck aus Draht herzustellen. Das Schmieden will er etwa Kindern ab zwölf Jahren in Kursen beibringen. Nur das Schmieden von Messern sei nicht seine Leidenschaft. „Aber es gibt so vieles, was man machen kann“, sagt er – und blickt hoffnungsvoll auf die Zukunft in Iserlohn.

Manfred Zbrzezny und Familie fühlen sich sehr wohl in Iserlohn

Der Künstler ist bereits seit November in Iserlohn und fühlt sich mit seiner Familie sehr wohl in der Waldstadt. Natürlich bedeute die neue Umgebung vor allem für seine Kinder, die nur das Leben in Afrika kennen, eine enorme Umstellung. Doch die seien begeistert von der Waldstadt: Überall gebe es Tischtennisplatten, sie gehen tanzen und schwimmen. „Alle jammern, aber eigentlich geht es ihnen hier sehr gut“, sagt der Schmied.

Er selbst tankt gerne Kraft im Wald rund um das Grüner Tal, erkundet mit seinen Kindern die Stollen, Mühlen und Teiche. Die Historie der Region passe dabei natürlich sehr gut zu seiner Leidenschaft. „Es ist total interessant hier“, sagt er. Manfred Zbrzezny ist es wichtig, eine positive Lebenseinstellung zu haben – und die wünscht er auch seinen Mitmenschen.

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